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Definition: Eine der Hauptaufgaben einer PLM-Arbeitsplattform ist, die Entwicklung des digitalen Produkts zu ermöglichen. Das digitale Produkt ist quasi die digitale Kopie des materiellen Produkts. So gesehen kann das digitale Produkt auch als digitaler Zwilling bezeichnet werden. Sollen digitales und materielles Produkt echte Zwillinge sein, muss das digitale Produkt alle Daten enthalten, die notwendig sind, um das materielle Produkt bauen, nutzen, warten und recyceln zu können.
Der digitale Zwilling enthält folglich Funktions-, Geometrie-, Technik-, Qualitäts-, Produktions-, Anwendungs-, Service- und Recycling-Daten. Er ist mehr als ein fotorealistisches 3D-Modell mit diversen Simulationsmöglichkeiten.
Die Funktionsdaten umfassen unter anderem Pflichtenheft bzw. Spezifikation, Produktbeschreibung mit Sicherheitseinrichtungen und ggf. mit Funktionssimulation. Zu den Geometriedaten gehören Produktstruktur, Modelle, Zeichnungen, Auslegungs-, Analyse-, Simulationsunterlagen und weitere. Die Technikdaten beschreiben Aufbau, Werkstoffe, Ausrüstung, Antrieb, Steuerung, Energieverbrauch u.v.m. Mit den Qualitätsdaten schließt der digitale Zwilling mindestens Nachweiszeichnungen, FMEAs, Prüfpläne und Auditberichte ein. Die Produktionsdaten beinhalten i. d. R. NC- und ggf. RC-Programme, Arbeitspläne und Zeichnungen für Fertigung und Montage sowie Systempläne für Hydraulik, Pneumatik und/oder E-Technik. Zu den Anwendungsdaten zählen im Wesentlichen die Benutzeranleitung und eine anwendungsbezogene Produktdokumentation. Die Service-Daten setzen sich vor allem aus Unterlagen für Wartung, Diagnose, Reparatur und Funktionstests sowie einer Ersatzteil-Stückliste zusammen. Mit den Recycling-Daten sind Informationen zu Demontage, Rückgewinnung, Wiederverwendung und Entsorgung verfügbar.
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Selbstverständlich muss ein digitaler Zwilling neben den Nutzdaten (CAD-Modell, CAP-Arbeitsplan, CAQ-Prüfbericht etc.) auch Beschreibungs- bzw. Metadaten (Teilestammsatz, Zeichnungsstammsatz, Werkstoffstammsatz etc.) enthalten. Wenn all das zutrifft, ist der digitale Zwilling Informations-, Kommunikations- und Kollaborationsplattform für alle Prozessbeteiligten in der digitalen Fabrik.
Der Digitale Zwilling ist nicht nur ein dreidimensionales Modell, das die Gestalt einer materiellen Maschine/Anlage repräsentiert und deren Funktionen simulieren kann. Er enthält alle graphischen und nicht graphischen Daten, die notwendig und hinreichend sind, um ein Produkt in jeder Phase seines Lifecycle vollständig und widerspruchsfrei digital zu beschreiben.
Den Digitalen Zwilling aufbauen und prozessübergreifend nutzen zu können, sollte auf der Liste der Ziele eines PLM-Projekts ganz oben stehen!
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