Dipl.-Ing. Josef Schöttner
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Vor- und mitlaufende Kalkulation | Funktion von PDM-Software

Kalkulation ist eine betriebswirtschaftliche Aufgabe und im Allgemeinen keine Anforderung an PDM-Software, dennoch sollte Vor- und mitlaufende Kalkulation in den Engineering-Phasen Konzeption sowie Entwurfs- und Detailkonstruktion unterstützt werden. Zu dieser Zeit liegen für neu zu entwickelnde Teile keine gesicherten Daten zu Aufwänden und anderen Kostenpositionen vor. Die Methoden der Nachkalkulation sind an dieser Stelle nicht zielführend.

Für wiederverwendete Teile, die bereits im ERP-System bekannt sind, kann der aktuelle Gleitender Durchschnittspreis in die Kalkulation übernommen werden. Bei Entwicklungsteilen ist eine Annahme möglich oder eine Berechnung, die auf Annahmen beruht. Angenommene Kosten sind abhängig von der Erfahrung der jeweiligen Personen. Die Verlässlichkeit berechneter Kosten hängt von den verwendeten Größen ab (Kostensätze, Aufwände und Zuschläge). Bei Baugruppen werden die Kosten der Komponenten kumuliert. Dieses Prinzip kommt über die gesamte Produktstruktur hinweg zur Anwendung.

Träger der Kosteninformation ist der Kalkulationsstammsatz. Für Teil und Baugruppe sind zwei unterschiedliche Objektklassen erforderlich. Bei Bedarf lassen sich Kalkulationsstammsätze für weitere Teiletypen (z. B. Software) einrichten. Um aus den ermittelten Kosten der Vorkalkulation einem relativ sicheren Verkaufspreis zu bekommen, ist es in der Regel notwendig, noch gewisse Faktoren (Bestellstückzahl, Kundenkategorie, Lieferregion, Soll-Marge etc.) in die finale Preisfindung einfließen zu lassen. Hierzu ist es sinnvoll, eine Objektklasse Verkaufspreis einzuführen.

Eine weiter Methode der Vorkalkulation ist die wissensbasierte Kostenbestimmung. Etwa bei einem konfigurierbaren Produkt (z. B. Ultraschallreinigungsanlage für medizinische Instrumente) kann die Kalkulation auf empirischem Wissen beruhen. Dieser Ansatz betrachtet das Produkt in seinen Hauptkomponenten (Module). Mit einem Parametersatz aus gewählten Produktmerkmalen für Abmessungen, Funktion, Leistung und Beschaffenheit bzw. Ausführung lässt es sich eindeutig festlegen. Ein entsprechender Algorithmus kann auf dieser Grundlage die Produktkosten für jede mögliche Variante ermitteln.

Basics zu Vor- und mitlaufende Kalkulation >>>

Kalkulationsstammsatz

Das Objekt nimmt alle relevanten Informationen zur Kostenermittlung für eine Baukomponente vom Einzelteil bis zum Produkt auf.

Allgemein

Kalkulationsdaten, unabhängig von den in die Kalkulation einbezogenen Teiletypen.
Kalkulationsstammsatz ist revisionierbar und besteht deshalb aus einem zeitunabhängigen Master und n zeitabhängigen Revisionen (Änderungsstände)
Kalkulationsstammsatz enthält Angaben für Kalkulationsart, Zuschlagssätze usw.
Kalkulationsstammsatz kann genau einem Teilestammsatz zugeordnet werden
Kalkulationsstammsatz kann mehrere projekt- bzw. Kundenbezogene Verkaufspreise zugeordnet bekommen
Kalkulationsstammsatz kann bei Bedarf mehrere Unterlagendokumente zugeordnet bekommen

Teil

Kalkulationsdaten für eine Baukomponente Teil bzw. Einzelteil.
Kalkulationsstammsatz enthält für Entwicklungsteile Kostensätze, Zeitaufwände und berechnete Kosten für Konstruktion, Qualitätssicherung und Arbeitsplanung
Kalkulationsstammsatz enthält für Lagerteile aktuellen Gleitenden Durchschnittspreis aus ERP-System
Kalkulationsstammsatz enthält für neue Kaufteile (Norm- und Katalogteile) angenommenen bzw. geschätzten Einkaufspreis

Baugruppe

Kalkulationsdaten für eine Baukomponente Baugruppe (auf jeder Ebene der Produktstruktur).
Kalkulationsstammsatz enthält für Entwicklungsbaugruppen Kostensätze, Zeitaufwände und berechnete Kosten für Konstruktion (Mechanik, Elektro), Programmierung, Qualitätssicherung, Arbeitsplanung, Montage (Mechanik, Elektro), Funktionstest usw.
Kalkulationsstammsatz enthält für Lagerbaugruppen aktuellen Gleitenden Durchschnittspreis aus ERP-System
Kalkulationsstammsatz enthält für neue Kaufbaugruppen wie etwa Hydraulikzylinder angenommenen bzw. geschätzten Einkaufspreis (Katalogbaugruppen werden in der Regel als Teile geführt)
Kalkulationsstammsatz enthält bei Kalkulationsart Berechnung die kumulierten Kosten unter Einbeziehung aller Komponenten der Baugruppe

Verkaufspreis

Das Objekt nimmt alle relevanten Informationen zur Festlegung des Verkaufspreises – auf der Grundlage der Kostenermittlung – auf.
Verkaufspreis ist revisionierbar und besteht somit aus einem zeitunabhängigen Master und n zeitabhängigen Revisionen (Änderungsstände)
Verkaufspreis enthält Kosten aus der Vorkalkulation und ggf. einen Unsicherheitsfaktor je nach Auftragsvolumen (Risikobetrachtung)
Verkaufspreis berücksichtigt Auftragsmengenvolumen, Wertungsschema für Markt oder Kunde, Transportaufwand usw.

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